Wie funktioniert Opferbindung

Jeder Hund hat genetisch die Veranlagung, Gerüchen von Tieren wie Rehen oder Hasen zu folgen (Zitat 1), es sind ursprünglich Beutetiere für sie. Die Kunst beim Mantrailing ist es, diese Fähigkeit für etwas Unnatürliches zu nutzen, nämlich die Verfolgung der Spur von Menschen. Im Gegenzug bringt man dem Hund bei, dass keine anderen Tiere gejagt werden (Alltagstauglichkeit). 

Die Opferbindung ist eine spielerische Auseinandersetzung der späteren Versteckperson mit dem Hund, damit dieser Freude entwickelt, fremde Menschen zu finden. Ein Verhalten, dass bei keinem Hund - egal welche Rasse - angeboren ist. Bei den ersten Mantrailing-Versuchen ist es von Vorteil, wenn der Hund die Versteckperson bereits kennt und einen positiven Bezug zu ihr hat. Diese Technik wird beim Beginn der Ausbildung eingesetzt, damit der Hund den Wunsch entwickelt, seinen Jagdinstinkt und sein Riechvermögen zum Finden einer vermissten Person einzusetzen. Sie kann aber auch später immer wieder mal eingesetzt werden. 

Die Opferbindung erfolgt auf spielerische Weise. Der Hund soll aber nicht gerufen oder an der Leine gezogen werden, um als Mensch Aufmerksamkeit zu erlangen. Vielmehr bleibt der Mensch ruhig, bis sich der Hund ihm zuwendet, dann zeigt man aber viel Freude und gibt sich mit dem Hund ab; hier kann auch Futter gegeben werden, und zwar das Gleiche, das der Hund nach einem erfolgreichen Trail erhält. Das Futter wird aber nur als Belohnung dafür, dass sich der Hund einem zuwendet, eingesetzt, nie als Bestechungsmittel um überhaupt die Zuwendung zu erlangen. 

Funktionieren kann eine Opferbindung nur, wenn die Basis stimmt, der Hund nämlich den notwendigen Respekt gegenüber und das Interesse an der Halterin / dem Halter des Hundes hat. Bei der Opferbindung wird dies auf eine fremde Person übertragen (Zitat 2). 

Bevor man erste Versuche mit Mantrailing macht, muss man die Opferbindung so stark vertiefen, dass der Hund später wirklich die Person mit dem Individualgeruch, der ihm präsentiert wurde, suchen will, und nicht einfach Freude am verfolgen irgendeiner Spur hat (Zitat 3). Das kann je nach Hund (beispielsweise oft bei Bluthunden) mehrere Monate dauern. Beginnt man zu früh mit dem eigentlichen Mantrailing, weiss man als Hundeführerin oder Hundeführer nie, was der Hund verfolgt, denn das Verhalten ist dabei identisch. Bei menschenbezogenen und stark futterorientierten Hunden wie beispielsweise dem Labrador dauert dies weniger lang, es ist aber jedes Tier individuell zu beurteilen. Und um es klar zu stellen: Wir trainieren den Hund nicht darauf, dass er der Individualspur des Menschen wegen der Futterbelohnung folgt, sondern weil wir in ihm die Motivation auslösen wollen, den gesuchten Menschen zu finden (Zitat 4)

Bei einem Hund, der sich schlicht nicht für sein Opfer bei der Opferbindung interessiert, muss man den Triebreiz stärken. Man macht sich interessant, indem man das so geliebte Spielzeug oder Futter zwar deutlich sichtbar, aber langsam und umständlich aus der Kleidung holt und nach kurzer Zeit in gleicher Art und Weise wieder versorgt. Das braucht bei solchen Hunden aber viel Geduld (Zitat 5). Stellt sich das Opfer dann auch noch schwach und ängstlich dar, fördert dies das Selbstbewusstsein des Hundes und das Spiel gewinnt für ihn an Reiz (Zitat 6). Sobald der Hund gelernt hat, dass das Opfer spannend ist und es von sich aus bedrängt, nimmt sich das Opfer zunehmend zurück, wendet sich teilweise ab, damit festigt man die Opferbindung, der Hund muss sie einfordern (Zitat 6).

Bei den ersten Trails verlässt die Versteckperson nach der Opferbindung den von der Hundeführerin respektive dem Hundeführer an der Leine fixierten Hund um eine naheliegende Ecke und läuft auch um eine weitere Ecke, damit er nicht gesehen werden kann. Ein Geruchsträger des Versteckperson wurde auf den Boden gelegt, wenn der Hund mit der Nase daran ist wird das erste Trailwort eingesetzt und der Hund rennt um die Ecke. Er sieht, dass die Versteckperson nicht da ist, merkt aber, dass diese eine Geruchsspur gelegt hat und beginnt dann, mit der Nase die Spur zu verfolgen. Nach der nächsten Ecke findet er die Versteckperson und lernt so, was wir von ihm verlangen. 

Wird die Versteckperson gefunden, zeigt sie grosse Freude dem Hund gegenüber, streichelt ihn, füttert ihn mit der nur beim Mantrailing eingesetzten Belohnung und spielt ausgiebig mit dem Hund. Dieser lernt so, dass es sich lohnt, eine Versteckperson aufzuspüren und zu finden. Anschliessend führt entweder die Hundeführerin oder der Hundeführer, allenfalls aber auch die Versteckperson den Hund zum Ausgangspunkt zurück und gibt sich weiterhin im positiven Sinn mit ihm ab, konzentriert sich also zu 100% auf den Hund – ein weiterer Teil der Belohnung. Hier darf der Hund auch seinen privaten Interessen nachgehen, er steht also im Mittelpunkt des Geschehens.

Bei den ersten Mantrailingversuchen mit einem Welpen kann die Versteckperson, nachdem sie erfolgreich gefunden wurde, diesen auch zurück tragen. Damit wird verhindert, dass dieser durch irgendetwas abgelenkt wird und mit anderen letzten Eindrücken zur Erholung ins Auto gebracht wird (Zitat 7).

Nach der Opferbindung bringt die Person, welche die Opferbindung gemacht hat, den Hund inklusive dem Geschirr ins Auto der Hundeführerin respektive des Hundeführers zurück und nimmt dort dem Hund das Geschirr ab. Nun übergibt er den Hund an die Hundeführerin respektive den Hundeführer.

Opferbindung bei den ersten Trailversuchen

Bei den ersten Trails verlässt die Versteckperson nach der Opferbindung den von der Hundeführerin respektive dem Hundeführer an der Leine fixierten Hund um eine naheliegende Ecke und läuft auch um eine weitere Ecke, damit er nicht gesehen werden kann. Ein Geruchsträger des Versteckperson wurde auf den Boden gelegt, wenn der Hund mit der Nase daran ist wird das erste Trailwort eingesetzt und der Hund rennt um die Ecke. Er sieht, dass die Versteckperson nicht da ist, merkt aber, dass diese eine Geruchsspur gelegt hat und beginnt dann, mit der Nase die Spur zu verfolgen. Nach der nächsten Ecke findet er die Versteckperson und lernt so, was wir von ihm verlangen. 

Wird die Versteckperson gefunden, zeigt sie grosse Freude dem Hund gegenüber, streichelt ihn, füttert ihn mit der nur beim Mantrailing eingesetzten Belohnung und spielt ausgiebig mit dem Hund. Dieser lernt so, dass es sich lohnt, eine Versteckperson aufzuspüren und zu finden. Anschliessend führt entweder die Hundeführerin oder der Hundeführer, allenfalls aber auch die Versteckperson den Hund zum Ausgangspunkt zurück und gibt sich weiterhin im positiven Sinn mit ihm ab, konzentriert sich also zu 100% auf den Hund – ein weiterer Teil der Belohnung. Hier darf der Hund auch seinen privaten Interessen nachgehen, er steht also im Mittelpunkt des Geschehens.

Bei den ersten Trailversuchen mit einem Welpen kann die Versteckperson, nachdem sie erfolgreich gefunden wurde, diesen auch zurück tragen. Damit wird verhindert, dass dieser durch irgendetwas abgelenkt wird und mit anderen letzten Eindrücken zur Erholung ins Auto gebracht wird (Zitat 6).

Literaturhinweise

Zitat 1: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 98

Zitat 2: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 106

Zitat 3: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 54

Zitat 4: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 100

Zitat 5: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 104

Zitat 6: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 106

Zitat 7: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 43