Hunde haben unglaubliche Fähigkeiten, Gerüche zu riechen und zu verwerten. Besitzt der Mensch gut 5 Millionen Riechzellen, sind es beim Hund etwa 250-300 Millionen. Da der Hund nicht nur «mono» sondern «stereo» riechen kann, kann er nicht nur gleichzeitig verschiedene Gerüche wahrnehmen, er kann auch die Richtung eines Geruch bestimmen. Weiter kann er auch ältere und neuere Gerüche einer Spur unterscheiden.

Falsch die unter Mantrailern nicht unübliche Aussage, der Hund rieche «stereo» und der Mensch nur «mono». Auch der Mensch riecht «stereo», dies ermöglicht es ihm ebenfalls, festzustellen, aus welcher Richtung ein Geruch kommt (daher hat man zwei Nasenlöcher, genau gleich wie man dank zwei Ohren hören kann, woher ein Klang kommt). Aber Hunde riechen und verarbeiten die Informationen von Gerüchen mindestens 10’000 (Schätzungen gehen bis 100’000) mal besser als die Menschen und können die Gerüche gleichzeitig viel besser differenzieren.

Basis des menschlichen Geruchs sind Zellen, welche absterben, entsorgt und durch neue ersetzt werden. Bereits auf dem Körper werden die Zellen von am Körper lebenden Bakterien zersetzt und es entstehet dabei ein Gas, welches die Basis der menschlichen Geruchsspur bildet (Zitat 1). Weiter hängt der Geruch auch stark von der Bakterienflora des einzelnen Menschen ab (jeder Mensch hat seine eigene Flora, bei im gleichen Haushalt lebenden Personen gleichen diese sich etwas an und sind daher für den Hund schwieriger zu differenzieren), ist eine Spur bei leichtem Regen, der für die Lebensbedingungen der Bakterien gut ist, besser erkennbar für den Hund. Bei starkem Regen, Wind, regem Strassenverkehr und dergleichen muss man wissen, dass der Geruch stärker verteilt wird.

Hunde sind in der Lage, ältere und frischere Geruchsspuren – beispielsweise eines Menschen – zu unterscheiden. Denn die Frische eines Duftes wie Individualgeruch nimmt in der Richtung zu, in die eine Person gegangen ist (Zitat 2). Dies kann man sehr schön bei folgendem Test sehen: Die Versteckperson ist etwa eine Stunde früher ein erstes Mal über eine Brücke gegangen, lief dann in alle möglichen Abgänge hinein und verliess das Gelände auf dem Weg nach links nach der Brücke dem Bach entlang. Dann kam er wieder über die Brücke und lief den Weg halblinks am Damm entlang davon. Hazel überprüft alle Geruchsspuren und wählt dann den Weg, auf dem die Versteckperson zuletzt entlang ging.

Der Hund folgt nicht der Spur mit viel Geruch, sondern immer dem frischesten Geruch. Bei einem Test am 11. Oktober 2023 in Hof wurde Hazel auf einem Platz angesetzt, auf dem die Versteckperson Stunden vorher sowie 2 Tage vorher einige Male war. Sie fand von dort mit diesen alten Spuren den Weg auf den Platz, an dem die Trainingsgruppe ihre Basis hatte und deshalb immer wieder war (viel Geruch der Versteckperson) und arbeitete von dort weg den frischesten Abgang der Versteckperson aus, folgte der Spur und fand diese in einer von aussen nicht einsehbaren Nische liegend. 

Der Geruch der vermissten Person findet sich nicht exakt dort, wo diese durchgelaufen ist. Die abgestorbenen Körperzellpartikel werden vom Körper abgestossen, fallen teilweise ab, dank der Körperwärme steigen sie teilweise auch auf, so dass um den Menschen eine thermische Geruchssäule vom Boden bis etwa einen halben Meter über dem Kopf entsteht (Zitat 3). Dieser Geruch wird verwirbelt und hat die Tendenz zu fallen, daher fällt er auch an abfallenden Strassen oder Hängen. Er setzt sich an (begrünten) Wegrändern und Nischen fest, auch an den Ufern eines Baches. Geruch hält sich an feuchten Stellen besser als an trockenen Orten. Eigene Gesetze gelten an befahrenen Kreuzungen sowie bei Eisenbahnstrecken, da die Fahrzeuge respektive Züge die Spur verwirbeln.

Ein Luftzug verhält sich wie fliessendes Wasser, während es in der Mitte des Flusses zügig in eine Richtung fliesst, bewegt sich das Wasser an den Ufern langsam, teilweise sogar in die Gegenrichtung.

Wie bereits erwähnt fällt der Geruch und damit auch eine Geruchspur bei abfallenden Strassen oder Hängen. Ein Personensuchhundeteam kann wie bei diesem Beispiel in Emmendingen auf einen Platz gelangen, an dem sich der Geruch gesammelt hat. Für Hunde ist es schwierig, zu merken, dass hier Geruch ist, aber die Versteckperson nicht aufgefunden werden kann. Er muss lernen, dass der Geruch von oben kommt und nun einen Weg finden, wie er nach oben gelangen kann. Hier gezeigt von Hazel an einem Trail Mitte Dezember 2022.

Literaturhinweise:

Zitat 1: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 19

Zitat 2: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 230

Zitat 3: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 20