PRÜFUNGSREGLEMENT MANTRAILING

 

Test - oder besser Beurteilung bei Intensivtraining?

Jörg setzt sich seit etwa 2019 intensiv mit dem Thema Mantrailing auseinander. Begleitete er Marie-Louise mit Hündin Ladina seit 2012 sporadisch (inklusive eigener Trails mit Ladina), übernahm er das Training der beiden 2020 und unterstützt seit 2021 intensiv mit Hundeführerin Marie-Louise zusammen den Aufbau der Hündin Hazel (sowie die Entwicklung der Hundeführerin selbst).

Um eine adäquate Ausbildung bis zur Einsatzreife sicherzustellen, welche auch erfolgreiche Ernsteinsätze ermöglichen kann, hat Jörg mit vielen Experten das Thema besprochen und sich viele Gedanken zum Prüfungswesen gemacht. Er hat  viele Prüfungsreglemente studiert und sich seine Gedanken zum Ganzen gemacht, insbesondere bei Beobachtungen von Einsätzen bei Prüfungen und in der Praxis (Training wie Ernsteinsätze). 

Es gibt Prüfungen, bei denen "Double Blind" gearbeitet wird. Bei diesen Prüfungen kennen alle Beteiligten den Weg, den die Versteckperson genommen hat, nicht. Findet das Team die Versteckperson gilt der Test als bestanden, sonst nicht. Wir haben schon erfolgreiche Prüfungen gesehen, bei denen das Team die Spur verloren hatte und sie zufällig wieder fand - Test bestanden, aber ist das Team wirklich einsatzreif?

Zumal Mantrailing nicht zwingend bedeutet, dass die Person gefunden wird. Wichtig ist, dass ein Team im Ernsteinsatz in die Nähe der vermissten Person kommt. Findet er sie sogar, ist dies natürlich toll. Andernfalls setzt man andere Hilfsmittel wie Flächenhunde, Drohnen mit Wärmesonden oder allenfalls gar Leichenhunde ein. Wichtig ist nur, dass der Mantrailer den richtigen Weg zeigt und in die Nähe der gesuchten Person kommt.

Noch unzureichender sind meines Erachtens Prüfungen, bei welchen der Double Blind Einsatz nicht einmal von der Prüfungsperson begleitet wird, sondern per GPS kontrolliert wird und bei einer bestimmten Abweichung zur Spur die Prüfung abgebrochen wird. Da wird verkannt, dass die Spur einen breiten Korridor hinterlässt und es neben spurtreuen Hunden auch eher peripher arbeitende Hunde gibt, welche nicht minder erfolgreich sind. Diese Hunde können durchaus 50 Meter oder etwas mehr parallel laufen. Besonders wenn es in der Zwischenzeit auch noch gewindet hat. 

Daher kommen wir zu folgendem Schluss:

Am besten entscheidet nicht einfach ein Test, der beispielsweise eine Stunde dauert, über Einsatzreife oder nicht. Viel besser ist es, wenn eine Prüfungsexpertin oder ein Prüfungsexperte entsprechend ausgebildete Teams während mehrerer Tagen trainiert (beispielsweise anlässlich einer Intensivwoche über fünf Tage) und beobachtet und dann aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen die Einsatzfähigkeit bestätigt oder unter Angabe von Gründen (welche der Entwicklung dienen) verneint.

 

Vertritt man dennoch die Meinung, dass nur eine Serie von Tests die Einsatzfähigkeit eines Teams bestätigen kann, dann schlagen wir folgendes Vorgehen - welches wir auch vereinsintern anwenden - vor: 

 

Test Level 1:

Der Level 1 Test wird durch die Trainingsleitung durchgeführt. Ziel ist es, zu prüfen, ob das Team (Hundeführer und Hund) geeignet ist, langfristig zu einem Mantrailing Team für Ernsteinsätze entwickelt werden zu können. 

Wichtig ist: Der Prüfungsexperte überprüft, ob der Hund wirklich trailt oder ob er stöbert; wobei festzuhalten ist, dass dies auch während der Trainings überprüft wird, da die Ausbildung zum Mantrailing bei einem Stöberer nicht erfolgreich sein wird.

Der Level 1 Test (Eignungstest) sollte vom Schwierigkeitsgrad leicht sein, einerseits die Eignung des Teams prüfen, andererseits motivierend für die künftige Trainingsarbeit sein.  

Die Länge des zu absolvierenden Trails liegt zwischen 0.3 und 0.5 km, 1-2 Richtungsänderungen von maximal 90 Grad. Tendenziell ist graues Gelände (Asphalt) zu bevorzugen, um dem Hund nicht mit Stöbern den Erfolg zu gewähren (also nicht Wiese oder Wald), der Wind sollte von hinten kommen. Strassenüberquerungen sind nicht vorgesehen. Die Versteckperson meidet stark von Leuten frequentierte Orte, ihr Weg führt nicht über steile Abhänge oder schlüpfrigen Untergrund. Der Test darf nicht an einem Bach oder an einem See durchgeführt werden. Das Alter der Spur liegt zwischen einer und drei Stunden.

Die Ausarbeitungszeit beträgt 30 Minuten.

Der Abgangsort ist bekannt. Die Startrichtung wird bekannt gegeben. Die zu findende Person sollte leicht sichtbar, zudem leicht zugänglich sein; sie kann stehen, sitzen oder liegen.

Wenn der Hund eindeutig in die falsche Richtung läuft (respektive sich mindestens 50 Meter von der Spur entfernt), wird der Hundeführer von dem Experten angewiesen, noch einmal neu zu starten. Bis zu dieser Distanz kann sich der Hundeführer selbst entscheiden, ob er an einem Ort seiner Wahl den Hund neu ansetzen will. Absichern bei Verzweigungen bis maximal ca. 100 Meter wird nicht als falsch bewertet, ebenso eine parallel stattfindende Suche bis ca. 50 Meter. Auch wenn der Hundeführer oder der Hund ohne Eingreifen des Experten auf die Spur zurückfindet oder die Suche abbricht und an geeigneter Stelle neu beginnt, gilt dies nicht als Fehler.   

Da der Eignungstest nicht allzu schwer ist, kann er mit genügend Einsatz erfolgreich absolviert werden und motiviert das Team, sich weitere Fähigkeiten anzueignen. Wird später der Mantrailing Test Level 1 dreimal nicht bestanden, ist der Eignungstest innerhalb von sechs Monaten ab zuletzt nicht bestandener Prüfung erneut zu bestehen, um in der Trainingsgruppe verbleiben zu können. 

Test Level 2:

Der Level 2 Test schwieriger als der Test Level 1, entspricht aber noch nicht einem Einsatztest. 

Die Länge des zu absolvierenden Trails liegt zwischen 0.5 und 0.8 km, 3-4 Richtungsänderungen von maximal 90 Grad. Es ist graues Gelände (ruhiges Wohngebiet) zu wählen. Ein kleiner Teil darf auch grün (Wiese, Wald) sein. Keine Hauptstrassen oder Kreisel. Die Spur soll der Gegend angepasst sein und den vorhandenen Pfaden oder Wegen folgen.

Die Ausarbeitungszeit beträgt 60 Minuten.

Der Abgangsort ist bekannt. Die Startrichtung wird bekannt gegeben. Die Spur ist zwischen 8 und 24 Stunden alt. Die zu findende Person sollte nicht leicht sichtbar, aber nicht hinter Büschen oder anderen Hindernissen versteckt sein, weiter leicht zugänglich sein; Sie kann stehen, sitzen oder liegen.

Wenn der Hund eindeutig in die falsche Richtung läuft (respektive sich mindestens 100 Meter von der Spur entfernt), wird der Hundeführer von dem Experten angewiesen, noch einmal neu zu starten. Bis zu dieser Distanz kann sich der Hundeführer selbst entscheiden, ob er an einem Ort seiner Wahl den Hund neu ansetzen will. Läuft der Hund erneut mehr als 100 Meter in die falsche Richtung, wird die Suche vom Experten abgebrochen. Absichern bei Verzweigungen bis maximal ca. 100 Meter wird nicht als falsch bewertet, ebenso eine parallel stattfindende Suche bis ca. 100 Meter. Auch wenn der Hundeführer oder der Hund ohne Eingreifen des Experten auf die Spur zurückfindet oder die Suche abbricht und an geeigneter Stelle neu beginnt, gilt dies nicht als Fehler.

Da der Test Level 2 nicht allzu schwer ist, aber doch eine Hürde darstellt, kann er mit genügend Einsatz erfolgreich absolviert werden und motiviert das Team, sich weitere Fähigkeiten anzueignen. Der Test Level 2 sollte in der Regel innerhalb eines Jahres nach Trainingsbeginn erfolgreich absolviert werden können. 

Hier ein Beispiel eines eher schwierigeren Eignungstests, da der grösste Teil auf grauem statt grünem Areal durchgeführt wurde. Labradorhündin Ladina und Hundeführerin Marie-Louise absolvierten diesen Test (Trainingslauf) über ungefähr 800m am 5. April 2020 in Grafstal Kanton Zürich in gut sieben Minuten statt der möglichen 60 Minuten.

Hier der Film dazu:

Test Level 3 / Einsatztest:

Das Bestehen des Einsatztests bestätigt, dass das Team fähig ist, echte Einsätze zu leisten.

Vor dem Einsatztest wird die Ausrüstung überprüft (Vollständigkeit, Aktualität, Sauberkeit).

Der Level 3 Test ist von den Anforderungen an das Team schwieriger als der Test Level 2, zudem ist der Trail etwas länger (1.2 bis 1.8 km). Die Spur soll der Gegend angepasst sein und den vorhandenen Pfaden oder Wegen folgen.

Der Abgangsort ist bekannt. Die Startrichtung wird nicht bekannt gegeben. Startplatz ist ein Haus, eine Strasse oder ein Parkplatz. Es werden keine Auflagen betreffend Art und Anzahl Richtungsänderungen gestellt, abgesehen davon, dass es mindestens fünf sein müssen. Der Test startet grau und endet grün. Die zu findende Person sollte nicht leicht sichtbar, aber leicht zugänglich sein; sie kann stehen, sitzen oder liegen. Ausarbeitungszeit für den Trail: 90 Minuten. Mehrere Personen im Zielbereich sind erwünscht.

Es steht dem Hundeführer frei, ob er einen Geruchsträger sichern will oder er einen Gegenstand der zu suchenden Person dafür verwenden will. Sofern der Hundeführer selber einen Geruchsträger erschaffen will, steht ihm dafür am Start ein persönliches Behältnis (Koffer, Rucksack. Tasche, Fahrzeug etc.) der zu suchenden Person zur Verfügung. Darin finden sich mindestens drei Geruchsträger der zu suchenden Person.

Mehrere Richtungsänderungen sind vorgesehen (mindestens fünf). Auch Orte mit vielen Menschen sind erlaubt. Das Gelände soll abwechslungsreich sein, bewohnt mit grauer Unterlage, aber auch grün.

Wenn der Hund eindeutig in die falsche Richtung läuft (respektive sich mindestens 100 Meter von der Spur entfernt), wird der Hundeführer von dem Experten angewiesen, noch einmal neu zu starten. Bis zu dieser Distanz kann sich der Hundeführer selbst entscheiden, ob er an einem Ort seiner Wahl den Hund neu ansetzen will. Läuft der Hund erneut mehr als 100 Meter in die falsche Richtung, wird die Suche vom Experten abgebrochen. Absichern bei Verzweigungen bis maximal ca. 100 Meter wird nicht als falsch bewertet, ebenso eine parallel stattfindende Suche bis ca. 100 Meter. Auch wenn der Hundeführer oder der Hund ohne Eingreifen des Experten auf die Spur zurückfindet oder die Suche abbricht und an geeigneter Stelle neu beginnt, gilt dies nicht als Fehler.      

Hat das Team sehr gut getrailt hat, aber das Ziel knapp verfehlt, kann der Test als bestanden, sofern die Experten folgende Punkte als gut bis sehr gut bewerten:

  • Vorbereitung und Einsatzplanung des Hundeführers: Umfeld abklären, Ausrüstung, Begleitpersonen instruieren
  • Sichern des Geruchsträgers: Auswahl des Geruchsträgers, Vorgehen
  • Aufnahme der Spur: Absicherungen, Reaktionen auf Ablenkungen, Ausdauer des Hundes
  • Generell die Effizienz der Arbeit des Teams
  • Verhalten des Hundeführers: Sicherheit, Leinenhandling, Hund lesen, Ausdauer des Hundeführers
  • Abschluss der Suche: Zielstrebigkeit, Anzeigeverhalten des Hundes

Kommen die Experten nicht zu diesem Schluss, darf der nicht bestandene Teil des Einsatztests innerhalb von vier Wochen wiederholt werden. Gelingt dies erneut nicht, braucht es zuerst wieder einen erfolgreich absolvierten Test Level 2, bevor eine Zulassung zum Einsatztest erneut zulässig ist.  

Der Einsatztest muss erst wiederholt werden, wenn in den zwei Vorjahren nicht mindestens ein positiver/erfolgreicher Ernsteinsatz durchgeführt wurde. Wurde das Team während dieser zwei Jahre nicht für einen oder mehrere Einsätze aufgeboten, verlängert sich diese Frist um ein Jahr auf drei Jahre. Ist der Hund älter als 10 Jahre, muss der Einsatztest nach zwei Jahren erfolgreich wiederholt werden, bei Hunden ab 12 Jahren jährlich.