Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Trailer

Als Trainer eines Mantrailing Teams muss man Hundeführerin respektive Hundeführer sowie Hündin respektive Hund sehr gut beobachten, um hilfreiche Tipps geben zu können. Weiter braucht es natürlich viel Wissen und Erfahrung betreffend Techniken, Menschen, Hunden und Verhalten von Gerüchen. Und ohne fundierte Kenntnisse, wie man erfolgreich ausbildet, wird man keinen Erfolg haben.

Das beginnt beim Hund. Man muss wissen, wie Hunde sich allgemein verhalten, man muss aber auch das einzelne Individuum kennen und «durchschauen». Man muss erkennen, warum etwas funktioniert oder nicht klappt. Man muss erkennen, ob der Hund zwar will, aber nicht kann (dann helfen wir), oder ob der Hund zwar kann aber gerade eigene Interessen verfolgt (dann sind wir streng mit ihm).

Wie in allen Führungs- und Entwicklungstätigkeiten ist es gut, wenn ein Trainer weiss, wovon er spricht, also in unserem Beispiel Mantrailing auch selber ausübt oder zumindest ausgeübt hat. Er muss die Techniken beherrschen, aber sich auch stetig hinterfragen und weiter entwickeln. Er muss aber - wie beispielsweise auch der Fussballtrainer als Fussballer eines Profivereins - nicht der beste Trailer des Teams sein. Noch viel wichtiger sind Führungskompetenzen und Ausbildungstechniken. 

 

An was muss im Training gearbeitet werden

Jeder Hund kann riechen, das müssen wir ihm nicht beibringen. Als Trainer bildet man den Hund an Themen wie Selbständigkeit, Zuverlässigkeit, Beharrlichkeit und dem Willen zu Finden aus. Will der Hund arbeiten, fehlt es ihm aber in einer Situation an Erfahrung, wie er das gestellte Problem lösen muss, hilft ein Trainer der Paarung. Beispielsweise wenn der Hund eine Kreuzung überläuft und plötzlich kein Geruch mehr da ist und er noch nicht die Erfahrung hat, selbst umzudrehen, nehmen wir ihn aus dem Trail, führen ihn vor die Entscheidung zurück und lassen ihn an einem Ort starten, bei dem wir aufgrund der lokalen Windverhältnisse damit rechnen dürfen, dass hier Geruch sein sollte. Gerade bei unerfahrenen Junghunden lassen wir diesen nie mehr als 10 Meter überlaufen, weil wir verhindern wollen, dass der Hund zufällig wieder auf die Spur findet und für sich den Schluss zieht, bei fehlendem Geruch einfach weiter zu laufen und dann komme der Geruch dann schon wieder. Der Hund, der arbeiten will, wird nicht gerne aus dem Trail genommen, aber er lernt so, genauer zu arbeiten und vergleichbare Fehler zu vermeiden.

Ähnliches kann passieren, wenn ein Hund beispielsweise auf einem Parkplatz oder einem Hinterhof in einem Geruchspool landet und nicht herausfindet: Wir nehmen ihn heraus, setzen ihn an einem geeigneten Ort an und lassen ihn laufen. Er wird nun dem Geruch auf dem richtigen Weg folgen und etwas lernen. Beispielsweise unsere Hündin Hazel hat bei so einer Vorgehensweise gelernt, den Geruch am Rande zu suchen, um wieder am richtigen Ort herauszufinden.

Bei unerfahren Hunden helfen wir auch, wenn er mit Situationen wie andere Tieren, Menschen, Lärmquellen oder dergleichen noch nicht umgehen kann. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer werden angewiesen, den Hund am Halsband zu nehmen und daran vorbei zu führen. Danach aber umgehend weiter trailen lassen. Solche Alltagstauglichkeit ist aber nicht beim Mantrailing Training sicher zu stellen, sondern bei anderer Gelegenheit. Dennoch lernt der Hund auch hier, dass er die Störfaktoren ignorieren soll und weiter der Geruchsspur zu folgen hat, zumal dies zum Erfolg und damit zu Anerkennung sowie der geliebten Belohnung führt.

Bei gewissen Teams hat der Hund die Oberhand, das heisst, er meint bestimmen zu können, ob er nun Lust zur Arbeit hat oder nicht. Hier muss man streng (aber nie böse und demotivierend) mit dem Hund sein und ihn zur Arbeit auffordern. Solche Probleme lassen sich aber nicht alleine im Mantrailing Training lösen. Hier muss an der Beziehung zwischen Mensch und Hund gearbeitet werden. Klassische Hundeerziehung ist gefordert – und oft liegt das zu lösende Problem beim Menschen. Der Hund muss lernen, dass gilt was die Hundeführerin respektive der Hundeführer von ihm will. Dies erfordert klare Anweisungen und absolute Konsequenz bei der Durchsetzung. Solange der Hund weiss, dass die Hundeführerin respektive der Hundeführer zwar etwas verlangt, es aber nicht konsequent einfordert, wird man sich nicht auf ihn verlassen können. Und wenn er in der Freizeit machen kann, was er will, wieso soll er dies dann bei Mantrailing nicht tun? Das gilt auch beim Auftauchen einer Katze oder eines Hundes und dergleichen. Wenn hier eine klare Aufforderung zum weiter arbeiten nicht reicht heisst es zurück in die Hundeerziehung. Auf dem Trail aber, bei dem solches Verhalten nicht mit der klaren Aufforderung gelöst werden kann, nimmt man den Hund am Halsband von der Stelle des Problems weg und fordert die Arbeit wieder ein – so nimmt man den Hund aus der Konfliktsituation heraus und kehrt zum Mantrailing zurück – den Umgang mit solchen Situationen übt man dann ausserhalb des Mantrailing Trainings.

Um ein Mantrailing Team erfolgreich auszubilden, sollte man immer wieder neue Trainingsorte einsetzen, damit das Team immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Weiter muss das Training flexibel gestaltet werden und dem bereits erarbeiteten Können des Teams angepasst sein.

 

Opferbindung

Der Hund muss Freude haben, eine vermisste Person zu finden. Um dies zu fördern, wird beim Aufbau eines Hundes die Opferbindung eingesetzt. Die später zu suchende Person beschäftigt sich spielerisch mit dem Hund, so dass dieser Freude an der Person entwickelt. Entsprechendes wird auch wiederholt, wenn der Hund die Versteckperson gefunden hat. Der Hund wird ausführlich von allen gelobt, die Versteckperson füttert diesen mit einem Futter, das der Hund nur beim Mantrailing erhält und das er besonders liebt. Wir beispielsweise verwenden gefrorene Fische (Stint); diese werden im Stück für Stück gegeben. Danach führt die Versteckperson den Hund zurück und beschäftigt sich spielerisch mit ihm respektive gibt ihm auch das Recht, Gerüchen nachzugehen, die während des Einsatzes tabu waren.

 

Warnweste

Beim Mantrailing empfehlen wir aus Sicherheitsgründen immer Warnwesten zu tragen. Ausser als Versteckperson im Zielbereich, da die Hunde sonst lernen, ein potentielles Opfer trage immer eine Warnweste.

 

Training mit der Hundeführerin / dem Hundeführer:

Viel Aufmerksamkeit muss der Trainer der Hundeführerin respektive dem Hundeführer widmen. Die meisten Fehler passieren nämlich beim Menschen und sind nicht durch den Hund verursacht. Das beginnt mit einem konsequenten Einsatz der Rituale, weiter soll sich der Mensch erst in Bewegung setzen wenn der Hund losläuft, das Ganze geht weiter mit einem sauberen Leinenhandling, dem konsequent hinter dem Hund laufen (wir gehen nicht mit ihm spazieren), der Orientierung am Tempo des Hundes (wir dürfen den Hund nicht «schieben» oder «bremsen»), dem stehen bleiben wenn der Hund sich orientiert und endet an einem Punkt, der am meisten unterschätzt wird: Dem Mentalen.

Viele Hundeführerinnen und Hundeführer denken mit, wo der Trail durchgehen könnte, statt sich auf die Arbeit und den Hund zu konzentrieren. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer müssen den Hund mental unterstützen, stattdessen reagieren viele mit Emotionen, was dem Hund die Freude nehmen und ihn verunsichern kann. Zweifelt die Hundeführerin respektive der Hundeführer immer wieder daran, ob der Hund noch den Geruch der Spur in der Nase hat und dieser folgt, realisiert dies der Hund stellt oft die Arbeit ein. Dies ist besonders verhängnisvoll, wenn der Hund an einer Kreuzung oder auf einem offenen Platz alle Optionen abarbeitet und von hinten in Frage gestellt wird. Also gedanklich beim Hund sein, ihn das Vertrauen spüren lassen und einfach mit ihm mitgehen ist die Basis des Erfolgs. Denn nur der Hund kann riechen, wo Geruch ist, wir Menschen haben die benötigten Fähigkeiten nicht.

Solides Wissen und Anwenden mentaler Methoden ist unabdingbare Voraussetzung beim Spitzensport, genauso hilfreich ist es beim Mantrailing. Viele Mantrailing Teams kümmern sich um gute Technik, realisieren aber nicht, dass die mentalen Voraussetzungen für den Erfolg fehlen. Das Kennen und Trainieren mentaler Methoden hilft, beim Menschen und Hund Konzentrationsfähigkeit zu üben und Emotionen aussen vor zu lassen. Um zu lernen beobachten wir viel Mantraling-Teams bei der Arbeit; geht ein Trail schief liegt unseres Erachtens bei gegen 90% der Fehler beim Menschen, der dem Hund seine Arbeit unnötig erschwert.

Mensch und Hund müssen zu einem Team werden. Ist der Hund sehr ungestüm und voller Energie, ist es verheerend, wenn dies bei der Hundeführerin respektive dem Hundeführer identisch ist. Die beiden schaukeln sich gegenseitig auf und die Anfälligkeit für Fehler steigt. Also muss der Mensch an sich arbeiten, um ruhiger zu werden. Auch den Hund kann man mit gezielten Übungen beruhigen, aber man muss aufpassen, dass man ihm nicht die Lust am Arbeiten nimmt. Als Trainer legt man solchen Hunden Trails triebermüdend, man verwendet lange, reizarme Trails und trainiert häufig (Zitat 1). Die Hundeführerin respektive der Hundeführer legt das Geschirr betont langsam an und verzichtet auf aufmunternde Worte (Zitat 1). Auch die Versteckperson nimmt nach erfolgreicher Suche die Bestätigung ruhig und betont reizarm vor (Zitat 1).   

Genauso ist es wenig erfolgsversprechend, wenn ein eher lethargischer, introvertierter und schwer motivierbarer Hund von einem Menschen mit ähnlichen Persönlichkeitsmerkmalen geführt wird. Auch hier ist an der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen und des Hundes zu arbeiten. Bei solchen Hunden setzt man auf kurze Trails und viel Theater bei der Bestätigung (Zitat 2). Sowohl Hundeführerin/Hundeführer als auch Versteckperson müssen aufputschend und stimulierend auf den Hund wirken (Zitat 2). Da dies aber bald wieder an Wirkung verlieren kann, setzt man ein weiters Mittel ein, nämlich die Frustration: Kurz vor dem Erreichen des Zieles, was den Hund freut weil er bald seine Belohnung erhalten wird, unterbricht man als Trainer den Trail. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer fordern die Arbeit ein, hindern aber über die Leine den Hund daran, zur Versteckperson zu laufen; diese kann ihn sogar ermuntern, zu ihr zu kommen. Die Verärgerung und Frustration wird den Hund ermuntern, die Blockade zu überwinden, bis es ihm gelingt. Dies lockt den Hund auch langfristig aus der Reserve (Zitat 3). Bei solchen Hunden sollte man nicht zu oft trainieren, damit sich der Hund aufs Training freut und nicht dessen überdrüssig wird.    

Literaturhinweise:

Zitat 1: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 82

Zitat 2: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 83

Zitat 3: Blechschmidt Ralf, Mantrailing in der Polizeiarbeit, 2023, Seite 84

 

Wer kenn den ausgelegten Trail?

Wenn man als Trainer einen Trail auslegt, darf die Hundeführerin respektive der Hundeführer (und auch die Beobachter des Geschehens) nicht wissen, wo die Versteckperson durchgelaufen ist. Denn Hunde lesen den Menschen sehr gut. Kleinste – auch unbewusste – Aktionen werden registriert. Zum Beispiel, wenn die den Hund führende Person erleichtert ist, dass der Hund den richtigen Abgang gefunden hat. Und schon beginnt der Hund sich auf seinen Begleiter statt auf seine Nase zu verlassen. Ein fataler Fehler bei der Ausbildung der Spürnase.

Der Trainer sollte nicht zusammen mit der Versteckperson den Trail ablaufen. Der Hund könnte sich sonst daran gewöhnen, dass er eine Doppelspur – also die Spuren von zwei Personen – zur Orientierung hat. Also entweder die Versteckperson genau instruieren, wo sie durchzugehen hat (am besten zeichnet diese alles in der Mantrailing-App auf und schickt dies dem Trainer) oder zumindest teilweise parallel gehen (beispielsweise am Start und dann sich bei einer Kreuzung wieder treffen). Die Versteckperson muss sich strikte an die Weisungen des Trainers halten, damit dieser seine Beobachtungen während dem Training richtig einordnen kann.

Genau aus demselben Grund sollten nicht hintereinander mehrere Mantrailing Teams denselben Trail abarbeiten lassen (wird teilweise bei am Vortag gelegten Spuren gemacht): Das erste Team hat richtigerweise nur die gelegte Geruchsspur zur Verfügung, die nachfolgenden Hunde bekommen weitere Hilfe, weil sie die zusätzliche Spur des zuvor arbeitenden Teams zur Verfügung haben (und diese kennen). Damit wird der Trainingseffekt reduziert.

Der Trainer sollte sich hinter dem Team nicht immer vergleichbar verhalten. Er sollte also beispielsweise auch mal nicht mitgehen, wenn ein Abgang richtig gefunden wurde oder mitgehen wenn der falsche Abgang gewählt wurde. Damit wird verhindert, dass Hundeführerin / Hundeführer respektive Hund den Trainer lesen. Beobachtende Zuschauer sollten sich hinter dem Trainer identisch verhalten.

 

Förderung durch Lob, Verzicht auf Strafmassnahmen

Hunde denken immer im Moment, setzen sich mit dem auseinander, was gerade passiert. Toleriert eine Hundemutter ein Verhalten eines Welpen nicht, korrigiert sie diesen und verhält sich dann wieder so, als wäre nichts gewesen. Frisst ein Hund ohne Erlaubnis etwas in der Natur, versteht er, dass dies nicht toleriert wird, sofern er unmittelbar daran gehindert wird und es ihm verboten wird. Wird er anschliessend zur Strafe an der Leine geführt, kann er dies nicht verknüpfen. Genau aus diesem Grund ist es auch ein Irrglaube, wenn man einen Hund, der seinen eigenen Interessen nachgeht anstatt zu arbeiten, aus dem Trail raus nimmt und zur Strafe ins Auto setzt. Der Hund lernt daraus nichts – und schon gar nicht richtiges Mantrailing.

Erfolgreiches Mantrailing bedingt, dass Hunde lernen, selbständig zu arbeiten, also in unserem Beispiel einer vorgegebenen Spur zu folgen. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer können ihm dabei nur in motivierender Weise beistehen, selber suchen können sie mangels entsprechender Fähigkeiten nicht. Um dies erfolgreich zu üben, empfiehlt es sich, schon im Welpenalter mit dem Mantrailing – Training zu beginnen. Parallel lehrt man dem Hund auch Grundgehorsam, aber nicht eine Art Unterwürfigkeit wie bei Agility oder Obedience. Dies ist für Mantrailing kontraproduktiv, da sich der Hund bei den genannten Sportarten zu 100% nach den Vorgaben des Menschen zu richten hat statt selbständig Lösungen zu erarbeiten.

Wir verzichten bei Hazel auch auf alle Beschäftigungsarten, bei denen der Hund durch Stöbern zum Erfolg kommt. Wir trainieren daher beispielsweise kein Dummy mit ihr. Wir wollen, dass sie sich beim Suchen am Individualgeruch orientiert und nicht den allenfalls schnellen Erfolg durch Stöbern erlangen will.

 

Wie testet man, ob der Hund trailt oder stöbert

Hunde die stöbern können eine Person, welche in ein Gebäude gegangen ist, dessen Türe immer wieder geschlossen ist, nicht anzeigen. Legt man also beispielsweise einen Trail in ein Kaufhaus hinein, wird nur der Mantrailing Hund den Eingang finden und die Versteckperson anzeigen.

Neigt ein Hund zum stöbern korrigiert man das mit Trails, die – sofern vorhanden – mit dem Wind (und nicht gegen den Wind) ausgelegt werden. Weiter legt man längere Trails, so dass der Hund nicht über Oberluft zum Erfolg kommen kann. Und man meidet während der Phase der Korrektur grosse Plätze, legt die Trail besser in den Gassen beispielsweise einer Altstadt.

Mit diesem Vorgehen kann man auch jeden Stöberer entlarven: Wir der Trail mit dem Wind gelegt und auch die Verteckperson so platziert, dass der Hund diese nicht über Oberluft riechen kann, wird er das Ziel nicht finden. Das bedeutet nicht, dass der Mantrailer nicht auch Informationen verwenden darf, die er über Oberluft erhält. Ist also beispielsweise ein Trail schlecht gelegt, so dass der Hund den frischeren des gesuchten Individualgeruch riecht, kann es sein, dass er abkürzt. Dies insbesondere bei Hunden, die wenig spurtreu arbeiten. 

Übungen für die Startphase

Bei unerfahrenen Hunden muss man darauf achten, dass der Startbereich möglichst wenig kontaminiert ist. Daher beginnen wir in unseren Trainingseinheiten meist mit diesen Hunden. Bei erfahrenen Hunden ist die Poolbildung im Startbereich kein Problem.

Es gibt Hunde die starten sofort nach der Geruchsaufnahme, andere orientieren sich erst. Dies braucht Geduld, keinesfalls sollte man nun motivierende Bewegungen verwenden, um den Hund zum Starten anzuspornen, denn damit gibt man diesem gleich eine eventuell falsche Laufrichtung an. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer müssen gelassen bleiben und warten, bis der Hund anzieht; klappt das bei der Hundeführerin / dem Hundeführer nicht ist Mentaltraining angesagt.

Um Abwechslung ins Training zu bringen kann man auch eine Person bestimmen, welche den Geruchsträger einer anderen Person an die Hundeführerin respektive den Hundeführer übergibt; die den Geruchsträger übergebende Person wird dann durch den Trainer versteckt, während die Person, von der der Geruchsträger stammt, irgendwo auf dem Startplatz wartet. Ein gut ausgebildeter Mantrailing Hund wird nicht der Versteckperson folgen, sondern die Person von der der Geruchsträger stammt, am Standort des Starts anzeigen. Mit dieser Übung trainiert man auch die Hundeführerin respektive den Hundeführer, da getestet werden kann, ob sie/er dem Hund auch traut, wenn dieser nicht einer vermeintlichen Geruchspur nachgeht sondern eine Versteckperson auf dem Startplatz anzeigt.

Damit die Hundeführerin respektive der Hundeführer nicht weiss, in welche Richtung gestartet wird (und damit den Hund nicht beeinflussen kann), ist es ratsam, bei erfahrenen Teams den Start ausserhalb von dessen Sichtbereich zu legen. Am besten auf einem Platz. Das Team erhält selbstverständlich keine Information zur Startrichtung. Man setzt den Hund mit dem Kopf vor einer Wand, vor einem Baum, vor einem Auto oder dergleichen an, damit ihm keine Richtung vorgegeben ist und er sich selber orientieren muss (genannt «T-Start»).

Als Spielvariante können auch zwei Teams gleichzeitig am gleichen Ort starten, selbstverständlich auf unterschiedliche Versteckpersonen. Sehr interessant, die Hunde dabei zu beobachten.

Beim Mantrailing sucht der Hund die Spur der Versteckperson respektive der vermissten Person. Dafür benötigt die Hundeführerin respektive der Hundeführer einen Geruchsträger, welcher möglichst nicht kontaminiert ist, also nur den Geruch der Versteckperson hat. In Ernsteinsätzen kann es vorkommen, dass nur ein kontaminierter Geruchsträger zur Verfügung steht. Dann müssen die nicht gesuchten Personen beim Hund ausgeschlossen werden. Um dies zu üben kontaminiert man einen Geruchsträger – hier eine Uhr – wie in diesem Film dargestellt. Anschliessend wird der Hund zu den Personen geführt, die nicht Versteckperson sind, der Hund riecht an den Händen und die Hundeführerin respektive der Hundeführer sagt «nein» und schliesst damit die Personen aus. Dies alles bevor der Hund den Geruchsträger für den Trail bekommt.

Üben kann man auch die negative Geruchsanzeige, wir empfehlen dies aber nur ausnahmsweise zu machen und danach gleich einen positiven Trail anzuhängen um den Hund nicht zu demotivieren. Bei dieser Übung wird dem Hund der Geruch einer Versteckperson offeriert, die gar nicht im Startbereich ist oder war. Ist der Hund ein gut ausgebildeter Mantrailer, wird er gar nicht starten, da er keine Geruchsspur findet. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer beendet dann die Suche. Es gibt Hundeführerinnen respektive Hundeführer, die dem Hund beibringen, anzuzeigen, dass er keine Geruchsspur hat (beispielsweise mit Anspringen oder Hinsetzen und Blickkontakt); unseres Erachtens ist dies wie beim Pick-up (hier endet die Spur, weil die Versteckperson in ein Auto oder einen Zug eingestiegen und weggefahren ist) nicht nötig, es reicht dass der Hund nicht weiter geht. Es besteht nämlich die Gefahr, dass der Hund die Hundeführerin respektive den Hundeführer plötzlich anzuspringen oder sich hinzusetzen beginnt, wenn er ein Problem hat und keine Lust hat, weiter zu arbeiten, und das wollen wir nicht fördern.

Man kann kurz nach dem Start eine Verleitperson platzieren um dem Hund beizubringen, dass er sich durch diese nicht ablenken lassen soll. Oder man kann eine Verleitperson, nachdem die Versteckperson gegangen ist, die Spur queren lassen, um zu testen, ob der Hund wirklich wie gewünscht dem Individualgeruch der Versteckperson folgt oder einfach der frischsten Spur eines Menschen. 

Auch das Auschliessen von Geruchsspuren bei kontaminierten Geruchsträgern muss man üben. Zu Beginn sollte nur eine zusätzliche Person den Geruchsträger kontaminieren, beherrscht der Hund das Vorgehen, kann man es auch mit zwei oder mehr Personen versuchen. Die ausgeschlossene Person kann im Startbereich sein, später kann man auch üben, dass sie mitgeht und ebenfalls im Zielbereich steht (der Hund muss die gesuchte Person anzeigen) oder man sie mitgehen lassen und irgendwo auf dem Trail an der Seite stehen lassen.

Übungen in der Phase "Verlauf des Trails"

Wichtig ist, dass man – je erfahrener das Mantrailing Team wird – zunehmend nicht nur auf frischen Geruchsspuren trainiert, sondern auch auf mindestens 18 Stunden zuvor gelegten Spuren. Auch die Länge der Trails muss variiert werden, damit sich weder Mensch noch Hund an eine bestimmte Dauer des Trails gewöhnen können.

Die meisten Trails sollte man aber nicht zu weit auslegen. Besser ist es, kurze Trails zu legen und dort bestimmte Schwierigkeiten einzubauen. Dies ermöglicht es, gezielt an Schwachpunkten zu arbeiten, also den Fokus richtig zu setzen.

Bei länger dauernden Einsätzen muss man dem Hund Pausen ermöglichen, auch beispielsweise um etwas zu trinken. Die Hundeführerin respektive der Hundeführer greifen dabei ans Halsband und sagen einen Befehl, wir zum Beispiel verwenden den Begriff «warta» (= warten). Identisch geht man vor, wenn der Hund eine befahrene Strasse überqueren will, dies wegen des Verkehrs aber gerade nicht möglich ist. Damit «friert» man den Hund während des Trails ein,

geht es weiter, lässt man das Halsband los und verwendet das zweite Wort, bei uns «arbeiten». Damit dies auch in Ernstfällen klappt, muss man dies unbedingt üben.

Spannend ist es, den Hund Thermik-Themen ausarbeiten zu lassen. Eine spezielle Herausforderung für ein Mantrailing Team sind Unterführungen, bei denen mehrere Ein- respektive Ausgänge auf einen Platz in der Mitte führen. Die Thermik verwirbelt die Geruchsspur und fordert dem Hund einiges ab. Hier ein weiteres Beispiel beim Bahnhof Effretikon. Ein Mantrailer muss auch anzeigen, wenn es darum geht, eine geschlossene Türe zu passieren, hier gezeigt von Hazel im Februar 2023 bei der Sekundarschule Embrach. Vorbei fahrende Züge verwirbeln immer wieder die Geruchsspur. Daher ist ein Trail, der an einem Bahngleis entlang gelegt wird eine besondere Herausforderung für einen Hund. Bei diesem Beispiel Ende Februar 2023 blies zudem eine steife Brise.

Da eine vermisste Person selten den ganzen Weg ohne mal stehen zu bleiben geht, muss der Hund lernen, mit einem Geruchspool umzugehen. Beim Stehen bleiben passiert das Gleiche wie am Zielort, da sich die Person länger nicht bewegt, dennoch aber permanent Geruch abgibt, entsteht so ein Geruchspool. Man kann die Versteckperson anweisen, dies zu simulieren: Sie soll beim Auslegen der Spur an einem Ort 10 bis 20 Minuten stehen bleiben und dann zum Ziel weiterlaufen. Der Hund wird wegen des Pools zuerst denken, er sei im Zielgebiet, findet er den Ausgang trailt er wie üblich weiter.

Manchmal verläuft sich eine zu suchende Person auch in einen Weg, auf dem sie nicht weiterkommt, dann zurück geht und eine andere Abzweigung wählt. Der Hund muss lernen, den Geruch (alt versus neu) zu differenzieren und sollte direkt die neue Abzweigung wählen, um die Versteckperson schneller zu finden und Energie zu sparen.

Im Ernsteinsatz passiert es nicht selten, dass eine demente Person einem Weg (beispielsweise in Richtung Verkaufsgeschäft) geht, dann merkt, dass er den Geldbeutel vergessen hat, umkehrt um nach Hause zurück zu gehen, und sich dann verläuft. Im schlimmsten Fall bleibt er irgendwo liegen. Dies übt man im Training mit einem klassischen Backtrail: Die blaue Linie zeigt den Weg der Versteckperson, in diesem Beispiel hat die Hündin (Hazel) bei der Kreuzung gemerkt, dass die frischere Spur links hoch (statt gerade aus) geht und so die Versteckperson kurz später gefunden.

Vermisste Personen halten sich nicht selten im eigenen Wohngebiet auf (beispielsweise wenn sie im Altersheim wohnen). Dies ist umso herausfordernder, wenn der Hund einen beispielsweise zwei Tage alten Geruch präsentiert erhält, er auf einer ebenso alten Spur angesetzt wird, und an einer Kreuzung auf eine frischere Spur trifft. Hier ein Beispiel einer solchen Geruchsdifferenzierung mit Hazel: die alte Spur war zwei Tage vorher gelegt worden und ging nach links, am Vortag aber kam die Person von links und ging auf dem Weg nach rechts weiter. 

Manchmal passiert eine entlaufene Person ein Tor, welches dem Hund den Weg versperrt, Der Hund muss lernen, anzuzeigen, dass er dieses Tor passieren möchte. Hier demonstriert von Hazel bei einem Training Ende Januar 2024 in Uster. 

 

Übungen zur Phase "Arbeit im Zielgebiet"

Normalerweise findet der Hund seine Versteckperson stehend, sitzend oder liegend, allenfalls versteckt bei einem Türeingang oder dergleichen. Eine Alternative ist, die Versteckperson im Zielgebiet auf einem Platz umher laufen zu lassen, allenfalls gar auf einem gut besuchten Platz, was die Herausforderung erhöht. Mas sollte die Versteckperson nicht alleine im Zielbereich sein lassen, damit es dem Hund nicht zu einfach gemacht wird und er nicht auf optische Suche umstellen kann. Auch sollte man die Versteckperson nicht immer wie ein Opfer dastehen lassen, also beispielsweise an eine Wand anlehnen lassen. Nicht leicht zu finden ist eine erhöht sitzende Person (auf einem Dach oder so, in diesen Beispielen auf einem Spielplatznetz, in einem erhöhten Baumhaus oder auf einer Brücke für Fussgänger), wenn sie in einer Mulde oder dergleichen ist oder gar über eine Mauer geklettert ist. Oder die Versteckperson ist in einem geschlossenen Raum, beispielsweise in einem Spielhäuschen oder dergleichen. Der Hund muss in der Lage sein, ein Opfer im Zielbereich auch dann anzuzeigen, wenn es nicht sichtbar ist. In diesem Beispiel sass die Versteckperson in einer Toilette für Bauarbeiter, einem Toi Toi. Hazel findet den Weg in den Zielbereich und zeigt an, dass die Hundeführerin die Türe zum Toi Toi öffnen soll.

Eine Herausforderung ist es für einen Mantrailer, die Versteckperson in einem Einkaufszentrum zu platzieren. In diesem Fall wurde diese angewiesen, sich auf den Sitz eines Passphotoautomaten zu setzen und den Vorhang zu ziehen. Man sieht schön, wie Labradorhündin Hazel den Weg dort findet und schliesslich auch die Versteckperson anzeigt.

Man kann am Ziel auch Verleitpersonen einsetzen. Beispielsweise drei Personen, von denen eine die Versteckperson ist, laufen miteinander den Trail ins Ziel und stellen sich dort nebeneinander im Abstand von etwa 2 Metern auf (Line-up). Nun muss der Hund die richtige Person anzeigen. Dasselbe kann man auch mit zwei Personen machen, die sich miteinander bewegen – hier gelöst von Hazel im April 2023 in Kloten. Selbstverständlich darf die Hundeführerin respektive der Hundeführer nicht wissen, wer die Versteckperson ist.

Eine vermisste Person steht oder sitzt nicht immer an einem Ort, bis sie gefunden wird. Um dies zu üben haben wir bei diesem Beispiel die Versteckperson angewiesen, auf einem grösseren Platz zehn Minuten lang immer wieder den Standort zu wechseln und dann an einem Ort stehen zu bleiben, an dem man sie nicht sehen kann. Wir sehen, wie die Hündin sich von Standort zu Standort voran arbeitet und schliesslich die Versteckperson findet. Diese Endphase des Trails wurde Double Blind gelaufen. Der Hund übt damit die Geruchsdifferenzierung, die Hundeführerin respektive der Hundeführer lernt damit umzugehen, wenn der Hund nicht einfach direkt den Weg zur Versteckperson findet, sondern sich kreuz und quer zum Ziel vorarbeiten muss.

Eine Spur kann auch deshalb enden, weil die Versteckperson zum Beispiel mit einem Fahrzeug (am besten mit ausgeschalteter Klimaanlage), einem Zug oder einem anderen Transportmittel weggefahren ist. Dies nennt sich in der Fachsprache «Pick-up». Der gut ausgebildete Hund sucht den weiteren Verlauf der Spur (handelt es sich bloss um einen Geruchspool wird er irgendwann weitergehen), findet er auch nach längerer Suche keinen Ausgang bricht die Hundeführerin respektive der Hundeführer die Suche ab und meldet, dass sie/er vermutet, dass die Spur hier endet. Wichtig ist: Nicht der Hund zeigt dies mit Anspringen oder Hinsetzen, sondern die Hundeführerin respektive der Hundeführer. Warum? Weil der Hund sonst lernt, dass er sich einfach hinsetzen oder die Führungsperson anspringen kann, wenn er nicht weiter weiss oder kein Lust zum Suchen mehr hat, und das wollen wir nicht fördern.

 

Übungen nach Ernsteinsätzen

Die Gefahr bei Ernsteinsätzen (wie auch bei Trainings "Double Blind") ist, dass sich bei der Trailarbeit des Hundes Fehler einschleichen, welche die Leistung verschlechtern. Werden diese nicht umgehend wieder korrigiert, kann dies dazu führen, dass die Leistungsfähigkeit des Teams so stark nachlässt, dass erfolgreiche Realeinsätze nicht mehr möglich sind. Dies zu korrigieren braucht dann wieder viel Zeit.

Daher sind am Folgetag (nicht am gleichen Tag wie der Einsatz!) vom Trainer kurze, klare Trails zu legen, bei denen allfälliges Fehlverhalten umgehend korrigiert und damit eliminiert werden kann. Dies verhindert Fehlentwicklungen!

Warum passiert das? Beim Ernsteinsatz weiss niemand, wo der richtige Weg durchgeht. Dies kann dazu führen, dass der Hund beginnt, sich persönliche Rechte heraus zu nehmen, welche unbemerkt bleiben. Werden diese in der Folge nicht wieder verhindert, erweitert der Hund in der nachfolgenden Zeit seine "Freiheiten" - die Qualität der Arbeit nimmt ab. Wie immer gilt: "Wehret den Anfängen". Ich habe schon einsatzfähige Hunde gesehen, welche so weit zurückgefallen sind, dass ein Neuaufbau vorgenommen werden musste, und dies kann Monate dauern, wenn man es zu spät erkennt.