Ein Hund, der nicht alltagstauglich ist, wird nie erfolgreich im Mantrailing werden. Jagt der Hund Katzen, Rehen und dergleichen nach, wird er sich auch während der Suche nach vermissten Personen ablenken lassen und seinen privaten Interessen, also dem Jagen der Tiere nachgehen. Erforscht er jede geruchliche Ablenkung wird erfolgreiches Mantrailing ebenso wenig klappen. Frisst er auf dem Spaziergang alles zusammen, was er findet, warum sollte er dies während der Arbeit nicht tun? Dasselbe gilt für Rüden beim markieren. Oder generell bei Hunden wenn sie alle Artgenossen begrüssen wollen. Und auch fremden Menschen gegenüber müssen die Hunde neutral reagieren. 

Also muss dem Hund beigebracht werden, wo die Leitlinien sind. Es sind klare Grenzen zu ziehen. Beispielsweise indem sie ein Leckerli auf den Boden legen und dem Hund verbieten, es aufzunehmen, wenn er daran vorbei gehen oder gar darüber steigen soll. Auch wenn wir den Jagdtrieb fürs Mantrailing nutzen muss er lernen, dass auch andere Tiere eine Existenzberechtigung haben und nicht gejagt werden sollen.   

Der Hund muss auch lernen, mit alltäglichem wie Autos, Lärm, Knallerei und dergleichen umzugehen. Gehen sie bewusst an Orte wie beispielsweise einen Schiessstand laufen und bleiben sie gelassen, wenn es knallt, der Hund wird so lernen, dass dies etwas völlig normales ist und ebenfalls gelassen bleiben. Unsere Hunde bleiben auch beim Donner eines Gewitters oder dem Feuerwerk an Silvester völlig ruhig und entwickeln keine Angstgefühle. 

Damit dies klappen kann, muss die Beziehung zwischen der Hundeführerin respektive dem Hundeführer und dem Hund stimmen. Einerseits muss der Hund den notwendigen Respekt haben, damit er sich nicht einfach frei fühlt, seinen eigenen Interessen nachzugehen (Urinmarkierungen beschnüffeln, Katzenduft erhaschen oder Fressbares finden) und sich gegen das verlangte Arbeiten zu entscheiden (Zitat 1). Andererseits muss der Hund "seinem" Menschen vertrauen und darf nicht zu viel Respekt oder gar Angst haben (Zitat 2). Es braucht eine Ausgewogenheit im Team.

So ausgebildete Hunde werden auf dem eigentlichen Trail sich auf die gewünschte Arbeit fokussieren und sich nicht von allem möglichen ablenken lassen. So kann auch die Hundeführerin respektive der Hundeführer mehr oder weniger gelassen dem Hund nachlaufen, es entsteht keine unnötige Hektik durch zurechtweisen und dergleichen und das Team kann erfolgreich seine Suche durchführen und die gesuchte Person finden.

Damit Mensch und Hund als Team funktionieren, müssen sie sich gegenseitig verstehen, schätzen, vertrauen und respektieren. Dies braucht Übung. Und man muss die Sprache des Hundes, nämlich seine Körpersprache verstehen. Man sollte Übungen mit dem Hund machen, welche das gegenseitige Verständnis und Vertrauen im Team stärken und so Herausforderungen des Alltags vorhersehend simulieren und damit Mensch und Hund auf die Herausforderungen der Realität vorbereiten. So klappt es denn auch im Ernstfall, wenn zusätzliche Stressfaktoren dazu kommen. 

Der Hund muss seine Leitlinien und seine Grenzen kennen. Dies erfordert viel Übung zwischen Hundehalterin/Hundehalter uns seinem Tier. Dies übt man aber nicht beim Mantrailing, sondern im Alltag. Beispielsweise dass der Hund nicht alles zusammenfrisst, sondern mit einem klaren Befehl wie "nein" oder "lass das" davon abgehalten werden kann (Zitat 3).  

Literaturhinweise:

Zitat 1: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 42

Zitat 2: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 41

Zitat 3: Schweda / Nester, Mantrailing, Finden statt suchen, 2019, Seite 64